"Volunteer - Youth - Online"- Reisebericht Murmansk
Mittwoch, 26. Juli 2000
Unser zweiter Arbeitstag.
Die Arbeit : Zum einen sollen Unebenheiten im Hang vor der Kinder- und Jugendbibliothek mit Sand ausgeglichen werden, desweiteren müssen größere(!) und kleine Feldsteine vom zukünftigen Rasengebiet hin zu einer Art Hochbeet verschoben, gerollt werden.
Auf den aufgeglichenen Flächen soll Humus für Rasen und Blumen verteilt werden. Erschwerend hierbei ist, daß ein arbeitsorganisatorisches Genie den zuletzt zu verteilenden Humus AUF die zuerst zu verteilenden Sandberge geschüttet hat... Tja, Kinder, so kann man den Sozialismus ja nicht gewinnen. Fällt mir dabei etwas boshaft ein. ( in der Stadt haben wir dann später solch beknackte Arbeitsorganisation und -aufteilung noch öfters sehen müssen... Einerseits bewschwor das Heiterkeit herauf, daß wir nicht allein mit unserem Unfug dastehen... gleichzeitig machte es mich traurig.)
Nach der Arbeit alle nach Haus. Dort die Vorbereitungen zum Nudelauflauf mitangeschoben, geduscht, umgezogen und wieder ´rüber zu Nadjeschda Malyschewa..... Dort leider immernoch nichts Neues; keine Nachrichten aus Apatity. Aber ein positives Einlenken war zu verzeichnen, wenn ich dort vor Ort einige Zahlungen übernehmen könnte, für den Transport evt. , dann könnte es klappen. (Eigentümliche Logik) Große Ausgaben habe ich abgelehnt, verweise auf eigene geringe finanzielle Ausstattung durch Max (Verzeih mir!). Wir gehen im Guten auseinander, nachdem ich ihr noch einen Gefallen tun konnte. Ein Anruf für´s Kommité in die Schweiz, wegen eines geplanten Austausches.
Frau Malyschewa muß für zwei Tage nach Moskau, daher verabschieden wir uns ersteinmal freundlich, mit Verweis auf die letzten beiden tage in Murmansk. Verabredung zur offiziellen Verabschiedung auf Dienstag 11 Uhr bei ihr.
Hatte länger als gedacht im Kommité zugebracht, bin erst gegen 16 Uhr wieder bei meinen Leutchen oben. ... Die haben mir auch wirklich -Auflauf aufgehoben... Apatity wird wohl klappen, das freut alle.
Nachmittags haben alle frei. Den Museumsbesuch habe ich abgebogen, einzig der Abendbrot-Termin im "Schokoladnitza" steht fest. Davor kann ich Claudio zu einer Wanderung zu einem nahegelegenen großen See (bolschoje osero) überreden. Nach nur zwei, drei Straßenzügen hinter unserem Wohnheim hügelan ...öffnet sich die Landschaft, felsiger Untergrund, Moose, Büsche und niedrige Bäume.... eigentümlich...auf der Höhe des Berges eine sumpfähnliche Landschaft: Wollgräser... In den Felsmulden sammelt sich das Wasser und kann nicht abfließen... daher müssen wir manchmal Grashügelhüpfen veranstalten, um wenigstens einigermaßen trockenen Fußes herunter an den See zu kommen. ... Und ich verfluche mich, warum ich mir die Wanderschuhe nicht angezogen habe, trotz Wärme... Diese wunderbare "tundrige" Landschaft ist nut leider total versifft mit Alltagsmüll der sich hier erholenden Russen... Plastiktüten, Dosen, Kippen, Flaschen, Essensreste...igitt! Schade,schade.
Der Ausblick nachdem wir uns durch niedrigwachsende Erlen und Buschwerg an den Hang herangearbeitet haben.... toll, gibts ein Foto von...gewaltig schön... der Blick auf den "bolschoje osero"... hinter dem wirklich großen See breitet sicheine weite Hügel- und Bergsilhouette aus.
Anfänglich ist es noch sanft hügelig, dann geht es steil bergab... unten irgendein Sperrgebiet... Industrie? oder watt? ... Zäune...Wir arbeiten uns daherum und gelangen endlich an den See: weit und klar und kalt. Einen Augenblick die Situation abchecken und dann nix wie ab ins Wasser... Vom Wasser aus ist die Landschaft noch beeindruckender...so stelle ich mir Kanada vor, und Schweden vielleicht...urwüchsig, mächtig, weit......
stören nur noch die Strommasten und -leitungen und die Fernverkehrsstraße...
Das Wasser beißt vor Kälte und ich schwimme zurück. Hier könnte ich länger sitzen... aber das Abendessen ruft schon wieder. Also machen wir uns auf den Heimweg. Das abgezäunte Gelände erweist sich als Trinkwassereinzugsgebiet. Danach geht es durch eine "stalkerhafte"
unwirkliche Landschaft aus Blechgaragen. Eine Garage an der anderen bilden sie regelrechte Straßenzüge, füllen ein ganzes kleines Tal hinter den Neubauten der Stadt aus.... Zum Teil mit Schornsteinen..werden hier wirklich die Garagen beheizt oder wohnen hier Menschen?? Mein erster Impuls zu fotographieren wird durch die forschenden, beobachtenden Blicke der Menschen vor Ort vereitelt... Man kommt sich glatt gemeinvor, diese mysteriöse Szenerie wie ein Kurzzeittourist voyeuristisch abzulichten..also lasse ich es und finde es doch gleichzeitig schade. Aber ich hatte das Gefühl, den Leuten hier ohne Fotographieren ihre Würde zu erhalten. (Wer weiß?)
Im Eilschritt geht es durch die Garagen und durch die Stadt... Wir sind sogar pünktlich im Lokal.

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