"Volunteer - Youth - Online"- Reisebericht Murmansk
Donnerstag, 27. Juli 2000
Fast pünktlich schreiten wir nach unserem Frühstück zu unserem letzten Arbeitstag. Diesmal wird auch Dennis zum Mitkommen "überredet". Trotz des Angebots zur leichteren Arbeit in der Bibliothek möchte er draußen mithelfen. (Mal sehen, ob es mehr Arbeitsfotos oder mehr "Buddhafiguren" gibt...) Wir mühen uns weiter tapfer... Die "Hochbeete" sind fertig geworden... auf dem Areal sind wohl einmal bei Rohrverlegungsarbeiten zwei Betonringe vergessen worden... die haben sich dann über die Zeit mit Schutt gefüllt. Unsere Aufgabe war es, die umherliegenden Felsbrocken/"Feldsteine" so anzuordnen, daß die Beton"sockel" nicht mehr zu sehen waren. Ein Teil des Unkrauts und Schutts in den Betonringen wurde abgetragen, durch Humus ersetzt. Nun kann man dort Blumen pflanzen. Marco, unser Bestarbeiter, hat sich die ganze Zeit über von seiner leistungsstärksten und -willigsten Seite gezeigt. Er hatte extra seine Arbeitshosen (leuchtend rot) und die richtigen Arbeitsschuhe mit. Dementsprechend kräftig hat er zugepackt. Der russische Vorarbeiter hat ihn tief in sein russisches Herz geschlossen und sich dann auch nur von Marco besonders herzlich verabschiedet. Das Beet hat abschließend zu Ehren seiner großen Verdienste den Namen "Marco´s Blumenbeet" erhalten, welcher zweisprachig vor Ort verewigt wurde. (Zur altrosa Nitrofarbe gibts einen äußerst desolaten Pinsel von beachtlicher Dicke, welcher sich nach ersten "Erweichungsversuchen" auflöst, so daß ich letztlich mit ein paar einzelnen Borsten mein Glück bei der "Schriftgestaltung" versuche.) Die leicht schwachsinnige "Haufenumsetzung" haben wir trotz intensivsten Einsatzes nicht völlig abschließen können. Dafür haben wir am letzten Tag im Schweiße unseres Angesichts naoch Pflanzlöcher für Bäume in steinigen, verkarsteten Schotter gehämmert, mit Brechstangen und Schippenhämmern... Ich denke, wir können zufrieden und stolz auf unsere Leitungen schauen. Wir haben uns emsig bemüht und unser Bestes gegeben! ... und alle haben trotz der schwachsinnigen Arbeitsorganisation und dem fehlenden bzw. mangelnden inhaltlichen, ökologischen Ansatzes mitgezogen! Gott, watt bin ich froh!! Ganz zum Schluß erscheint die Leiterin der Bibliothek und bedankt sich sehr, sehr herzlich bei uns. Ach, das wärmt doch wieder das Herz. Die Danksagung haben einige gar nicht mehr mitbekommen. Nach Beendigung der Arbeit sind sie sofort fort... gen Wohn-heim-at ... (Nun hatten sie denn wohl doch die "Nautze " voll...?) Fünf sind dann vorausgeschritten zum Einkaufen und zur Essensvorbereitung. Na, wenn datt mal gut geht, bei so vielen Köchen.. Wird es aber. Es gibt Pellkartoffeln mit lecker eingelegtem Fisch. (...sehr interessante Gewürzmischungen darunter...) Dimi kam um uns schon wieder abzuholen, zum nächsten Programmpunkt... kein Tag ohne seinen Anteil an Hast... Wir können ihn aber noch zum Mitessen überreden, nicht nur um etwas Zeit zu schinden, selbverständlich! Dann heißt´s aber auch schon wieder: Hektik. Auf zum nächsten Termin. Wir fahren mit Dimi, Ivan, Natascha und Schenia zur Universität. Wir sind zu einem kleinen Kulturprogramm der Studentenschaft eingeladen. Vor Ort treffen wir Katherina mit Sohn Kyrill und .....(ein Mädchen, welches auch in Berlin war ). (Wieder dieser leise Schock über die Bausubstanz.. fehlende Farbe, Rost, Schutt, Verfall...) Am Eingang eine studentische "Miliz", dann innen nocheinmal eine richtige Miliz. Sicherheit über alles. Erklärt werden diese Sicherheitsmaßnahmen mit der Angst bzw. mit der Notwendigkeit zur Vorbeugung vor Angriffen der Tschetschenischen "Terroristen/Untergrundkäpfer". Bisher ist (Gott sei Dank!) noch nichts vorgefallen auf der Kola-Halbinsel. Da hier oben so gut wie alle Energie atomgespeist ist, herrscht eine angespannte, brisante Situation vor. Es darf erst gar keinen "Vorfall" geben. Jeder "Vorfall" hier oben könnte katastrophale Ausmaße haben; egal ob Atomeisbrecher oder Atomkraftwerk... Nonchalance kann man sich da nicht leisten... Wir werden in das studentische Kulturhaus geleitet; von außen nicht als ein solches erkennbar -von innen geht es ja dann immer wieder. In einer Art kleiner Mensa (Bar wäre ob der Sprelakarttische denn doch geschmeichelt) werden wir von der Uni-Chefin (!) herzlich begrüßt und willkommen geheißen. Die Menschen sind es eben!! die einem hier alles so "warm" erscheinen lassen!!! Ein ganz junges Gitarrenduo hat seinen ersten aufgeregten Auftritt, und das auch noch vor ausländischen Gästen. Sie haben ihre Sache liebenswert gut gemeistert. Dann folgt eine kleine, achtköpfige Gruppe, ein Teil eines ansonsten größeren Ensemles. Mit ihren Darbietungen haben sie schon viele Preise auf nationalen und internationalen Ausscheiden und Wettkämpfen errungen... erscheinen fast wie Professionelle... Traditionelle Lieder und mit Inbrunst auch neuere, eigene Lieder. Small-talk plaudernd wandern wir durchs Uni-Gelände. Ivan beschreibt die einzelnen Fakultäts-Gebäude... Techniker, Ingenieure, Sozialwissenschaften, Management,...keine künstlerischen Fächer) Nach dem Rundgang drängt die aufkeimende Mädigkeit zu einem Kaffee!! Wir laufen in´s Stadtzentrum zurück; dabei mit Ivan Gespräche über Müllvermeidung, Wasser- und Wärmeverschwendung, über Atomenergie und die hier oben zu ihr fehlenden Alternativen.... Die Unmengen möglicher überschüssiger Wärme aus den Kühlkreisläufen führte wohl zu der ausgelassen uneffektiven Bauweise... geheizt werden die ungedämmten(!) Betonwände der Wohnhäuser mit der Abwärme der Atomkraftwerke, welche über Rohrleitungen zu den Häsern und innerhalb der Häuser durch Rohre in den Wänden geleitet werden.... Wärmeverlust - juchee! Meine schalkhafte Bemerkung angesichts augenscheinlich fehlender Heizkörper in unserem Wohnheim, daß es sich wohl um Fußbodenheizungen handeln müsse... war also gar nicht sooo falsch. Zum Thema Wasserverschwendung bzw. -wiederaufarbeitung (Kläranlagen) erklärte Ivan, daß man da im Moment in der Zwickmühle wäre. Man würde schon gern die Preise ändern, um profitabler wirtschaften zu können. Wenn die Preise jedoch angemessen steigen würden, würden die Leute weniger verbrauchen und damit die Wasserbetriebe weniger einnehmen... was diese sich wiederum nicht leisten können... Da siegt der kurzzeitige Profit wiedermal über den ökologischen Langzeiteffekt. Abendessen? Sachen"packen" ist angesagt! Bei mir ist es mehr "stopf und würg! Der Koffer geht nur mit Mühe zu! Es stellt sich heraus, daß wir auf jeden Fall die letzten zwei Tage wieder im Wohnheim in den selben Zimmern unterkommen werden... Hachja, hätte man was hierlassen können... Es ist mir ein Graus, daß ich der Gruppe nie, naja selten genaue Angaben im Voraus machen kann, weil ich die Informationen selber erst auf den letzten Drücker erhalte...grhh... Ich hatte mich zum Abruhen hingelegt. Dann ein bissel mit Jule gequatscht... die Singerei nebenan lockt uns denn doch an... Unsere russischen Gastgeber sind dazugestoßen und die Runde wird zu einem kleinen Fest... Abwechselnd werden Lieder gesungen, mal in Russisch, mal in Deutsch... sehr heiter... dazu wird zünftig Wodka getrunken... Angeheitert wird der Abmarsch zur Disco organisiert... Diesmal kommen fast alle mit (Frank? Marco?) Jedenfalls ist Dennis mit von der Partie. Wir gehen in die Disco "7 Kontinente". Angeregte Unterhaltung mit Katharina (!) und mit Natascha. Auch hier tanze ich ausgelassen. Aber die Musik gibt mir diesmal nicht so viel...aber es ist trotzdem schön. Plaudere noch ein bissel mit Claudio. Rückweg durch die leere Stadt. ...in den Straßen eine eigentümliche Morgenatmosphäre... immer diese Helligkeit.... Es erscheint wie lichter Tag... aber keine Menschen... keine Autos... keine Geräusche... kein Vogelzwitschern... ein bissel mystisch....
Projektbeschreibung

Foundation

Partner

Reisen und Fortbildung

Kontakt

Gästebuch

Chat